Eine Frau liest Zeitung und schläft ein

Rickenbach/Winterthur – Frauenfeld – Felben-Wellhausen

24.10.2013, 18:13:58 – 24.10.2013, 18:23:23

“Der Zustand der Ermüdung, der nach längerer Eisenbahnfahrt die Reisenden befällt, erklärt die ‘Lancet’-Untersuchung von 1862 mit den mechanischen Erschütterungen, denen die Reisenen ausgesetzt sind. Diese ‘schnell aufeinander folgenden kurzen Vibrationen und Oszillationen’ wirken jedoch nicht nur auf die Körper der Menschen, sondern gleichermaßen auf das Material der Maschinerie, die sie befördert. Nicht nur die Reisenden ermüden, sondern auch das Material.” (Wolfgang Schivelbusch, Geschichte der Eisenbahnreise. Frankfurt 2000, S. 113)

Beim Zugfahren, beim Pendeln kann man bezüglich der Müdigkeit zweierlei Erfahrungen machen: Das passiv zu erduldende Schaukeln hat gelegentlich etwas Wiegenhaftes, es hilft, in den Schlaf zu finden. Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass man nach einer halb durchwachten Nacht erst im Zug in einen etwas unruhigen Schlaf fällt.

Schliesst man die Augen, ohne dass einen der Schlaf umfassen soll, und lauscht in sich, so ist das Signal, das die Füsse an das Hirn senden: Erdbeben. Man hat während der Fahrt keinen Boden unter den Füssen, über Stunden. Für Pendler ist der schwankende Untergrund und die anhaltende Erschütterung die Grunderfahrung.